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Ausbildung/Fortbildung

Berufschancen
Psychotherapie nach Heilpraktikergesetz

Berufschancen Psychotherapie nach Heilpraktikergesetz- diese Frage stellt sich für alle Psychologen mit Masterabschluss, die keine psychotherapeutische Ausbildung in einem kassengenehmigten Regelverfahren haben, sowie für alle, welche ihre Zulassung zur Psychotherapie durch Überprüfung durch das Gesundheitsamt erlangt haben.

Berufschancen Psychotherapie nach Heilpraktikergesetz

Berufschancen Psychotherapie
nach Heilpraktikergesetz

Zusatzchancen
gegenüber psychologischen Psychotherapeuten

In Deutschland ist es nur psychologischen Psychotherapeuten (sowie Ärzten mit Zusatzausbildung) erlaubt, sich als Psychotherapeut zu bezeichnen. Auch wer ein langjähriges Psychologiestudium mit Schwerpunkt in klinischer Psychologie abgeschlossen hat, erhält über das Gesundheitsamt nur die Zulassung zur Psychotherapie nach Heilpraktikergesetz.

Das muss aber nicht bedeuten, dass dadurch auch die beruflichen Chancen im Vergleich zu den psychologschen Psychotherapeuten automatisch deutlich niedriger liegen. Im Gegenteil:

Psychologische Psychotherapeuten sind gesetzlich erheblichen Einschränkungen unterworfen:

  • Psychologische Psychotherapeuten werden nur in den drei von den Krankenkassen zugelassenen Regelverfahren (Psychoanalyse, tiefenpsychologisch fundierte Therapie und Verhaltenstherapie) ausgebildet und dürfen in ihren Praxen nur das von ihnen erlernte Verfahren ausüben.
  • Die Ausbildungskosten der psychologischen Psychotherapeuten liegen oft im 5-stelligen Bereich.
  • Hinzu kommen hunderte an verpflichtenden Arbeitstunden in Kliniken, die extrem niedrig bezahlt werden (als PIA- Psychologe in Ausbildung)
  • Psychologische Psychotherapeuten sind verpflichtet, eine so hohe Zahl an Kassenpatienten zu betreuen, dass für Privatpatienten praktisch keine Zeit übrigbleibt.
  • Psychologische Psychotherapeuten haben kaum die Möglichkeit, ihre Arbeitszeit an die aktuelle Lebenssituation anzupassen (z.B. Teilzeit zu arbeiten)
  • Psychologische Psychotherapeuten können sich nur niederlassen, wo ein Kassensitz vakant ist. Oft fallen zusätzlich erhebliche Kosten zur Praxiseröffnung oder Praxisübernahme an.
  • Psychologische Psychotherapeuten können nicht mit mixed methods arbeiten, was bei manchen Störungsbildern (z.B. sexuellen Störungen) den besten Therapieerfolg verspricht.

Der Vorteil des Psychologischen Psychotherapeuten gegenüber freien Therapeuten liegt darin, dass er sich, wenn er einmal einen Kassensitz bekommen hat, um Werbung und Klientengewinnung keine Gedanken mehr zu machen braucht.
Dieses hohe Mass an finanzieller Sicherheit ist allerdings mit langen, nahezu unbezahlten Ausbildungsjahren und erheblichen, meist 5-stelligen Ausbildungskosten erkauft. Wirtschaftlich gelohnt hat sich das Modell daher nur, wenn der angehende psychologische Psychotherapeut mindestens 10 Jahre lang in eigener Praxis in Vollzeit tätig gewesen ist.

Berufschancen
Psychotherapie nach Heilpraktikergesetz

Psychotherapie außerhalb der Kassenversorgung anzubieten, hat also starke Vorteile:

  • Selbständige Arbeit mit eigenen Patienten (und eigenes Einkommen) ist sehr viel schneller möglich
  • Aus-/Fortbildungskosten sind überschaubar, verpflichtende Arbeitsstunden ohne Bezahlung entfallen
  • Selbständige Praxistätigkeit kann auch neben einer Teilzeitstelle stattfinden
  • Flexibles Eingehen auf Bedürfnisse der Patienten hinsichtlich Methode und Therapiedauer ist möglich
Berufschancen
Psychotherapie nach Heilpraktikergesetz
Wirtschaftliche Überlegungen

Das wichtigste Entscheidungskriterium, für welchen beruflichen Weg in die therapeutische Praxis man sich entscheidet, ist also das wirtschaftliche Kriterium.

Wer ein Psychologiestudium mit Schwerpunkt in klinischer Psychologie absolviert hat und genügend finanzielle Ressourcen für die Ausbildung als psychologischer Psychotherapeut besitzt und vorhat, langfristig in eigener Praxis in Zusammenarbeit mit den Krankenkassen arbeiten zu wollen, für den dürfte die Entscheidung klar pro Ausbildung als psychologischer Psychotherapeut liegen.

Für alle anderen dürfte der Bereich der freien Psychotherapie deutlich interessanter sein.

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Psychotherapie nach Heilpraktikergesetz
Therapie als marktgerechtes Angebot

Im Bereich der freien Psychotherapie ist es wichtig, Therapieangebote zu machen, die auch jenseits der Finanzierung durch die Krankenkasse für Klienten und Klientinnen attraktiv sind.

Dazu ist eine Spezialisierung auf Problembereiche sinnvoll, die von psychologischen Psychotherapeuten nicht abgedeckt werden.

Sexualtherapie ist eine Chance im Bereich der freien Psychotherapie:

  • Häufig handelt es sich um Paarprobleme, bei denen beide Partner zu Wort kommen möchten- Paare können im Bereich der Kassentherapie nicht behandelt werden.
  • Viele Klienten und Klientinnen bezahlen aus Diskretionsgründen eine Sexualtherapie lieber privat und ohne Mitteilung an eine Versicherung.
  • Sexualtherapie erfordert oft die Verwendung von mixed methods. Besispielsweise lassen sich sexuelle Zwangsgedanken am besten mit kombinierten methodischen Ansätzen aus dem Bereich der Verhaltenstherapie, der Gesprächstherapie und der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie behandeln. Eine solche Behandlung kann ein psychologischer Psychotherapeut nicht leisten.
  • Im Bereich Sexualtherapie gibt es derzeit in Deutschland eine Unterversorgung.

Ausführliche Informationen zur zweijährigen Fortbildung Sexualtherapie an der Akadmie für Sexualtherapie (AKST) finden Sie unter diesem Link.

Weitere Infos:
Spiegel Online-Artikel: Ausbildung zum Psychotherapeuten
Enttäuscht, frustriert, verschuldet